Perspektive Weiterbildung an der Universität Mainz

Praxisnah. Authentisch. Inspirierend.


Krebserkrankungen nehmen zu – und mit ihnen die Anforderungen an die Pflege. Gleichzeitig wächst der Anspruch an eine ganzheitliche Betreuung, die nicht nur medizinische, sondern auch seelische, soziale und ethische Aspekte berücksichtigt. Um Pflegefachkräfte für diese Herausforderungen zu qualifizieren, haben das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz eine umfassende Fachweiterbildung Onkologie entwickelt. Sie richtet sich gezielt an Pflegefachkräfte ohne akademischen Hintergrund – und eröffnet zugleich neue Wege der Akademisierung in der Pflege.


Bild: Gebäude der Universität der Mainz


Wie alles begann...

Der Ursprung der Fachweiterbildung liegt in einem klaren politischen Signal: Die Akademisierung der Pflegeberufe sollte vorangetrieben und Hochschulen für Pflegekräfte auch ohne Abitur oder Studium geöffnet werden. Dies war der entscheidende Impuls, der im Jahr 2016 zur Entwicklung des Angebots führte. Aus einem Anruf der Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Beate Hörr, beim Pflegevorstand der Universitätsmedizin entstand ein intensiver Austausch. In einem gemeinsamen Kick-off wurden die Weichen gestellt, bei dem der Pflegevorstand, die Pflegedienstleitungen, Ärzt:innen und der wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin ebenso beteiligt waren wie das ZWW.

Fachweiterbildung Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpfleger*in für die Pflege in der Onkologie


Anbieterin: Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz
Abschluss: Zertifikat/Master of Advanced Studies (MAS) mit 120 Leistungspunkten
Umfang: 770 Unterrichtsstunden theoretischer Unterricht, aufgeteilt in ca. 21 Blockwochen und ca. 1.900 Praxisstunden. Die Module der theoretischen Weiterbildung werden mit Prüfungen in unterschiedlicher Form (u. a. Klausuren, Referate, Praxisaufträge, mündliche Präsentationen, Hausarbeit) abgeschlossen. 
Dauer: 2 Jahre, berufsbegleitend
Voraussetzung: Abgeschlossene Ausbildung Gesundheits- und Krankenpfleger:in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in, Altenpfleger:in, Pflegefachfrau/mann sowie mindestens sechsmonatige Berufserfahrung in Fachbereichen, in denen überwiegend krebskranke Patient:innen versorgt werden.


Mehr Kompetenz für die Pflege krebskranker Menschen

Gemeinsames Ziel war es, eine Weiterbildung zu schaffen, die nicht nur den politischen Wunsch nach Akademisierung erfüllt, sondern auch den wachsenden praktischen Anforderungen der Onkologie gerecht wird. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen ist dafür unerlässlich. „Die größte Stärke – und zugleich Herausforderung – liegt darin, das Wissen vieler Berufsgruppen von Medizin über Pflege bis hin zu Psychologie, Seelsorge und Qualitätssicherung in einer gemeinsamen Weiterbildung zu vereinen“, beschreibt Anja Hofmann, Mitarbeiterin der Fachweiterbildung an der Universitätsmedizin Mainz, ihre Erfahrung.

Die Weiterbildung zielt auf eine Öffnung der Hochschulen für Pflegekräfte – auch ohne Abitur und vorheriges Studium.
Lisa Harder
Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) an der Universität Mainz


Vorteil: Starke Partner – interdisziplinäres Angebot

„Eine starke Partnerschaft zwischen dem ZWW und der Universitätsmedizin war die Basis, um diese komplexe Fachweiterbildung ins Leben zu rufen“, fasst Lisa Harder vom ZWW rückblickend zusammen. Innerhalb eines Entwicklungszeitraums von fast zwei Jahren wurde gemeinsam das Curriculum der Weiterbildung entwickelt und umgesetzt. Dabei mussten beispielsweise auch die Empfehlungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft sowie die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin berücksichtigt werden; das Qualitätsmanagement wurde durch den TÜV Süd gewährleistet.

Viele Akteure, die koordiniert und unter einen Hut gebracht werden mussten. Dies gelang vor allem durch klare Zuständigkeiten: Für sämtliche medizinischen Inhalte war die Universitätsmedizin Mainz zuständig. Themenschwerpunkte wie Kommunikation, Beratung, Selbstfürsorge und Ethik lagen in der Kompetenz der Uni Mainz. „Selbstpflegekompetenz und Kommunikation sind gerade für den sehr fordernden Arbeitsalltag als onkologische Pflegefachkraft unverzichtbar – deshalb haben sie in der Fachweiterbildung einen wichtigen Stellenwert“, sagt Lisa Harder vom ZWW.

Ohne Evaluation und regelmäßige Updates geht es nicht – gerade in einem dynamischen Bereich wie der Onkologie.
Anja Hofmann
Mitarbeiterin der Fachweiterbildung an der Universitätsmedizin Mainz
hoch & weit: Lisa Harder Uni Mainz
Bild: Porträt einer Dame
hoch & weit: Lisa Harder Uni Mainz
Bild: Porträt einer Dame
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Das Weiterbildungsangebot

Die Fachweiterbildung vermittelt interdisziplinäres Spezialwissen für die onkologische Pflege, um der wachsenden Zahl an Krebspatient:innen gerecht zu werden. Ziel ist es, Patient:innen und deren Angehörige umfassend, professionell und ganzheitlich zu begleiten. Daher stehen neben pflegepraktischen Aspekten auch Soft Skills auf dem Stundenplan, insbesondere Themen wie Kommunikation, Beratung, Ethik und Selbstpflegekompetenz. Zudem sollen sich die Teilnehmenden mit berufsspezifischen Problemen, Ängsten und Bedürfnissen auseinandersetzen und Möglichkeiten der Konfliktlösung und Selbstpflege kennenlernen.

Schwerpunkte der Weiterbildung sind unter anderem:

  • Arbeiten im onkologischen Bereich & professionelles Handeln
  • Spezielle onkologische Pflege
  • Onkologische Medizin (Diagnostik, Therapiemanagement, Nebenwirkungen)
  • Selbstpflege & Selbstfürsorge
  • Palliative Care
  • Kommunikation & Beratung
  • Qualitätsmanagement


Struktur & Umfang der Weiterbildung

Die Fachweiterbildung ist modular aufgebaut und verbindet wissenschaftlich fundierte Inhalte mit einer starken Praxisorientierung. Ziel ist es, die Teilnehmenden systematisch an die komplexen Anforderungen in der onkologischen Versorgung heranzuführen und ihnen gleichzeitig Raum für Reflexion, Vernetzung und interdisziplinären Austausch zu geben.

Die Weiterbildung ist berufsbegleitend angelegt und sieht folgende Umfänge vor:

  • Theorie: 770 Unterrichtsstunden mit Modulprüfungen (Klausuren, Referate, Praxisaufträge, Hausarbeiten)
  • Präsenzphasen an der Uni Mainz: 21 Blockwochen à 40 Stunden (Montag bis Freitag)
  • Praxis: ca. 1.900 Stunden, in unterschiedlichen Abteilungen beispielsweise in der internistischen und chirurgischen Onkologie, in der Strahlentherapie und in der Palliative Care.


Der praktische Teil findet in verschiedenen Abteilungen der Unimedizin Mainz statt und umfasst Hospitationen, Praxiseinsätze unter Anleitung sowie interdisziplinäre Projektarbeiten. So können die Teilnehmenden das Gelernte unmittelbar anwenden und ihre Fähigkeiten in realen Situationen weiterentwickeln. Um dies zu gewährleisten, werden die Teilnehmenden von ihrem bisherigen Job für die zwei Jahre freigestellt, um sich ganz auf die Fachweiterbildung konzentrieren zu können.


Die Besonderheiten des Angebots

Die Fachweiterbildung Pflege in der Onkologie zeichnet sich besonders durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis aus. Die Teilnehmenden durchlaufen verschiedene Stationen der Universitätsmedizin Mainz und können das erlernte Wissen unmittelbar in realen Versorgungssituationen anwenden. Dadurch entsteht ein praxisnaher Lernprozess mit der Möglichkeit, das eigene Handeln zu reflektieren und die eigene Selbstpflegekompetenz für den anspruchsvollen Alltag der onkologischen Pflege zu stärken.

Ein weiterer zentraler Aspekt der Weiterbildung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit: Pflegekräfte lernen, sich mit Ärzt:innen, Psycholog:innen, Seelsorger:innen und dem klinischen Qualitätsmanagement abzustimmen und ethische Fragestellungen professionell zu bearbeiten. Anja Hofmann, verantwortlich für die pädagogische und inhaltliche Gestaltung der Weiterbildung, betont: „Unsere Absolvent:innen können viele zusätzliche Aufgaben übernehmen, beispielsweise Pflegevisiten und Beratungsgespräche mit Patient:innen und Angehörigen – etwa wie diese den Alltag mit Nebenwirkungen wie Fatigue gestalten können.“

Alleinstellungsmerkmale auf einen Blick

  • Starke Verzahnung von Theorie und Praxis mit unmittelbarem Transfer in den Arbeitsalltag
  • Erwerb von Leistungspunkten auf akademischem Niveau (Akademisierung der Pflege) und Abschluss Master of Advanced Studies (MAS) mit 120 Leistungspunkten
  • Integration von Soft Skills wie Kommunikation, Ethik und Selbstpflegekompetenz
  • Integrativer Ansatz: Einbezug verschiedener Berufsgruppen von Medizin über Pflege bis Psychologie und Seelsorge


Evaluierung und kontinuierliche Weiterentwicklung sind feste Bestandteile des Programms. Anja Hofmann erklärt: „Ohne Evaluation und regelmäßige Updates geht es nicht – gerade in einem dynamischen Bereich wie der Onkologie. Nach jedem Theorieblock reflektieren wir gemeinsam: Was funktioniert gut, wo müssen wir nachsteuern, und welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Programme sollen aufgenommen werden?“

Zielgruppe: Pflegefachkräfte ohne akademischen Hintergrund

Die Weiterbildung richtet sich an examinierte Pflegefachkräfte mit mindestens sechsmonatiger Erfahrung in der Onkologie, darunter:

  • Gesundheits- und Krankenpfleger:innen
  • Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:innen
  • Altenpfleger:innen
  • Pflegefachfrauen und -männer


Die Teilnehmenden kommen nicht nur aus der Unimedizin Mainz, sondern auch aus umliegenden Kliniken wie Rüsselsheim oder Hanau. Eine wichtige Voraussetzung ist die Freistellung durch den Arbeitgeber, der in den meisten Fällen auch die Weiterbildungskosten übernimmt. Im Gegenzug verpflichten sich die Absolvent:innen, für mehrere Jahre in der Einrichtung zu bleiben.

Wie wirkungsvoll die Weiterbildung ist, zeigt das Beispiel von Alexandra Fritz-Singer. Die examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin entschied sich nach mehreren Jahren Berufserfahrung für die Fachweiterbildung: „Ich wollte Krebspatient:innen eine bessere und vor allem ganzheitlichere Betreuung ermöglichen – das ging nur mit einer Weiterbildung.“ Heute arbeitet sie in der Onkologie und fühlt sich in ihrem Beruf angekommen: „Ich bin sehr froh, meine berufliche Nische gefunden zu haben und endlich mehr Zeit für meine Patient:innen zu haben.“

Auch für die Verantwortlichen der Weiterbildung ist der Erfolg deutlich sichtbar: Rund 30 Absolvent:innen haben das Programm bereits abgeschlossen, einige davon sind inzwischen in Leitungsfunktionen tätig und senden ihrerseits neue Mitarbeitende in die Weiterbildung.

Meine Perspektive: Alexandra Fritz-Singer


Bild: Porträt einer Dame
Ich wollte Krebspatient:innen eine bessere und vor allem ganzheitlichere Betreuung und Versorgung ermöglichen – das ging nur mit einer Weiterbildung.
Alexandra Fritz-Singer
Absolventin der Fachweiterbildung zur Pflegefachkraft in der Onkologie an der Uni Mainz


Im Gespräch: Alexandra Fritz-Singer

„Sehr anspruchsvoll und unglaublich praxisnah“


Alexandra Fritz-Singer, 31 Jahre, wollte mehr erreichen in ihrem Beruf als Gesundheits- und Krankenpflegerin – und entschied sich daher, die zweijährige berufsbegleitende Fachweiterbildung zur Pflegefachkraft in der Onkologie zu absolvieren. Nach Abschluss der Weiterbildung hat sie zunächst als freigestellte onkologische Fachpflegekraft in der Chirurgie gearbeitet und ist seit 2025 intern in die HNO Klinik gewechselt.

  • dropUp-iconWarum haben Sie sich für die Weiterbildung entschieden?

    Ich war unzufrieden mit meiner damaligen Tätigkeit und wollte Krebspatient:innen eine bessere und vor allem ganzheitlichere Betreuung ermöglichen. Eine Kollegin hatte mir von der Weiterbildung erzählt – da wusste ich sofort: Das ist genau das Richtige! Die Pflegedienstleitung hat mich sofort unterstützt und die Teilnahme genehmigt.

  • dropdown-iconWie waren die zwei Jahre Weiterbildung für Sie?

    Die Weiterbildung war sehr anspruchsvoll, aber auch sehr praxisnah. Wir hatten wechselnde Einsätze in zahlreichen onkologischen Abteilungen, um den Umgang mit Chemotherapie, Immuntherapie und Stammzellentransplantationen zu lernen. Das spiegelt sehr gut die Komplexität der Krebserkrankungen und Therapien wider. Besonders wertvoll war das Netzwerk innerhalb der Gruppe mit den anderen Teilnehmenden:  Wir haben uns gegenseitig beim Lernen unterstützt, Freundschaften geschlossen und treffen uns noch heute regelmäßig – das hat die Zeit sehr bereichert.

  • dropdown-iconWie hat Sie Ihr Arbeitgeber unterstützt?

    Mein Arbeitgeber hat die Weiterbildung komplett finanziert und mich für die Blockwochen an der Universität freigestellt – jeweils eine Woche pro Monat. Außerdem gab es alle zwei Wochen einen freien Lerntag extra. So konnte ich Lernen, Praxis und Job gut miteinander verbinden. Im Gegenzug habe ich mich vertraglich für fünf Jahre an die Uniklinik gebunden.

  • dropdown-iconWie haben Sie die anspruchsvolle Weiterbildung neben der Vollzeitstelle geschafft?

    Organisation und Struktur waren entscheidend. Ich habe jedes Wochenende einen Tag fürs Lernen reserviert, mir einen sechsmonatigen Lernplan für die Abschlussprüfung erstellt und konsequent daran festgehalten. Das hat mir geholfen, Theorie, Praxis und Schichtdienst miteinander zu vereinbaren. Außerdem hatte ich viel Verständnis von Familie und Freunden, was die intensive Zeit sehr erleichtert hat.

  • dropdown-iconWelche Vorteile sehen Sie in einer hochschulischen Weiterbildung?

    Die Inhalte basieren auf den neuesten medizinischen Erkenntnissen, die Dozierenden waren auf Augenhöhe – das wirkt sich nachhaltig auf mein Berufsleben aus. Ich habe meine berufliche Nische, meinen Traumjob gefunden. Ich kann Patient:innen individueller betreuen, habe mehr Zeit für 1:1-Anleitungen und die Einsätze in verschiedenen Abteilungen zeigen die Vielseitigkeit der onkologischen Pflege.

  • dropdown-iconWelche Pläne haben Sie für die Zukunft?

    Weiterbildung ist für mich unverzichtbar, ich möchte nicht stehen bleiben. Deshalb plane ich als nächstes einen berufsbegleitenden Master in Palliative Care zu absolvieren, um auf dem neuesten Stand der Forschung und Therapie zu bleiben.


Wie geht es weiter?

Die nächste Fachweiterbildung startet 2027. Die Inhalte werden kontinuierlich weiterentwickelt, auch mit Blick auf digitale Lernformate. Geplant ist zudem ein berufsbegleitender Master-Studiengang Onkologie, der moderne, KI-gestützte Lernmethoden integriert. „Mit dem FlexiMaster wollen wir unseren Absolvent:innen die Möglichkeit geben, sich noch weiter zu spezialisieren und berufsbegleitend einen akademischen Abschluss zu erwerben“, erklärt Lisa Harder vom ZWW.

Die Fachweiterbildung Onkologie – als gemeinsames Angebot der Universität und Universitätsmedizin Mainz zeigt exemplarisch, wie politische Impulse, akademische Expertise und praktische Erfahrung zu einem innovativen Weiterbildungsangebot verschmelzen – und damit Pflegefachkräfte optimal auf die Herausforderungen der modernen Onkologie vorbereiten.

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Foto: Porträt einer Dame
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Lisa Harder

Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) an der Universität Mainz
Telefon: +49 6131 39-21783
E-Mail: harder@zww.uni-mainz.de


Weitere Stimmen aus der Praxis: Lassen Sie sich inspirieren!


Foto: Ein Mann und eine Frau sitzen gemeinsam an einem Tisch mit einem Laptop und schauen sich etwas auf dem Bildschirm an.

Perspektive Weiterbildung

In unserer neuen Serie teilen echte Menschen ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge rund um Weiterbildungen an Hochschulen – authentisch und direkt aus der Praxis. Dabei gibt hoch & weit Einblicke in die Sichtweisen von Weiterbildungs-Teilnehmer:innen, Hochschulen und Wirtschaft.

Praxisnah. Authentisch. Inspirierend.

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